Neuverteilung des Verkehrsraums: Zeit für eine Wende

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Neuverteilung des Verkehrsraums

04.06.2020 – 17:01 Uhr von Gunnar Beuth

Die Klimadebatte ist in vollem Gange und eine der zentralen Fragen ist, ob das Auto auch in Zukunft das Fortbewegungsmittel der Wahl sein soll. Gerade in Städten muss diskutiert werden, ob es nicht sinnvollere Lösungen gibt. Aktuell wird der städtische Raum dem Auto gewidmet und es ist an der Zeit, ein Umdenken anzustoßen – auch im Fuhrparkmanagement.

Eins ist klar, es wird kein Konzept für die Mobilität der Zukunft geben, das allumfassende Antworten geben kann. Zu groß sind die Unterschiede und Bedürfnisse zwischen der städtischen und ländlichen Bevölkerung. Während die Städte ein massives Platzproblem für sich beanspruchen, ist es die fehlende Infrastruktur auf dem Land, die Probleme birgt.

Mobilität ist eine wichtige Voraussetzung für Menschen, am Leben teilzunehmen. Nur stellt sich die Frage, wie ein Konzept aussehen kann. Die Stadt gehört dem Mensch, aktuell gehört sie dem Auto. Straßen dominieren das Stadtbild und alternative Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad werden an den Rand gedrängt, maximal geduldet – das bringt Probleme mit sich.

Pauschal gesagt leidet die Lebensqualität der Bürger. Sei es durch den fehlenden Platz, den Lärm oder die Qualität der Luft. Besorgniserregend sind in der Konsequenz die Vielzahl an Unfällen und die daraus resultierenden Todeszahlen. Auf der anderen Seite ist ein Verbot von Autos in Städten zu kurz gedacht und ohne Konzept bietet ein Verbot keine Lösung.

Geht es nach Heinrich Strößenreuther, Geschäftsführer der „Initiative für clevere Städte“ und Ex-Bahnmanager, dann muss der Lösungsweg bei den Bedürfnissen der Fußgänger beginnen und letztlich beim Autofahrer enden. Es geht um Anreize, die das Ziel haben, gar nicht an die Nutzung mit dem Auto zu denken und darum, eine Wende einzuleiten.

Bei einem Blick auf das aktuelle Verkehrskonzept wird schnell klar, dass ein Umdenken notwendig ist. Autos stehen permanent im Stau und blockieren oft die Radwege, Radfahrer suchen sich ihre Lücken und gefährden die Fußgänger und der Fußgänger muss sich in letzter Konsequenz seinen Weg suchen, der oft mit Umwegen verbunden ist.

Die eine Lösung gibt es nicht. Strößenreuther regt an, Subventionen für zum Beispiel Diesel umzuleiten und den Bürgern ein subventioniertes Ticket für den Nahverkehr bereitzustellen. Alleine das könnte ein Anreiz sein, den Umstieg voranzubringen. Klar ist aber auch, dass es gerade auf dem Land noch an der notwendigen Kapazität des ÖPNV mangelt.

Besonders wichtig für eine Verkehrswende ist und bleibt ein Konzept, denn das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Was bringen Ansätze, wenn diese einem Flickenteppich gleichen und Anreize so im Sand verlaufen? Es wird ein durchgängiges Verkehrsnetz benötigt und Paris zeigt hier, wie es umgesetzt werden kann.

Bürgermeisterin Anne Hidalgo will Paris zur Stadt der 15 Minuten umformen. Es geht um den Rückbau der Stadt in eine Zeit, bevor der Siegeszug des Autos begann. Das Ufer der Seine ist bereits für PKWs gesperrt und es zeigt sich, dass die Anzahl der Radfahrer unter Pendlern um 50 Prozent gestiegen ist – ein erster Erfolg.

Jede einzelne Straße soll umgestaltet und den Bedürfnissen von Fußgängern sowie Radfahrern angepasst werden. Alle Wege sollen in maximal 15 Minuten erreicht und der Verzicht auf das Auto somit erleichtert werden – denn aktuell können selbst Teilstrecken aufgrund des dichten Verkehrs nur schwer mit dem Auto erreicht werden

Strößenreuther sieht das ähnlich, wie er auf magazin-forum erklärt: „Da, wo heute Autos den Raum zuparken, ist zukünftig dann wieder Aufenthalts- und Lebensfläche. Drumherum bewegen sich die Menschen mit ihren Mikrogefährten, E-Scootern, Fahrrad und so weiter. Und darum herum gibt es dann die Magistralen, auf denen der elektrische ÖPNV fließt.“

Auch in Deutschland gibt es viele Versuche, die Urbanisierung voranzutreiben. Allerdings sollen Autos in Zukunft weiterzurückgedrängt, und die Stadt den Menschen zurückgegeben werden. Radautobahnen sind ein Teil der Überlegungen, alternative Angebote im Bereich Carsharing sind ebenfalls längst Teil des Bildes.

Auf Seiten der Unternehmen sind es Fuhrparks, die vor der Aufgabe stehen, den Mitarbeitern alternative Angebote zu bieten, um so die Verkehrswende mit zu treiben. Im ersten Schritt sind es E-Autos sowie E-Bikes, die eine Aufnahme in die Flotte erfahren sollten, um eine umweltfreundliche Mobilität gewährleisten zu können. Aber auch über Subventionen alternativer Verkehrsmittel sollte nachgedacht werden. Das Auto muss nicht der Mittelpunkt eines Fuhrparks bleiben.

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